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Reise nach Griechenland 2009

Teil 1

 

Eigentlich war sie schon länger geplant, die Griechenlandtour, im Juli 2009 war es dann endlich soweit. Nach einigem hin-und her Kostenabwägung u.s.w. haben wir uns gegen den Rat des ADAC dann für den Landweg entschieden.

Da wir nur 2 Wochen Zeit hatten, war eigentlich klar, dass wir viele Stunden hinter dem Steuer verbringen werden.

Tschechien-Slowakei-Ungarn-Serbien-Mazedonien-Griechenland

ist von unserem Wohnort aus die optimalste Strecke in jeder Hinsicht, was meine Experimente auf der Rückfahrt bestätigen sollten, aber dazu später.

 

Um schnell ans Ziel zu kommen wollte ich unbedingt Freitag Abend nach Geschäftsschluss noch starten.

Gegen 18.30 Uhr kam ich zu Hause an, beim Einparken meines PKW unter den Carport warf ich einen kurzen Blick auf unser schon am Vortag reisefertig gepacktes Womo.

Irgendwie hing das Heck extrem stark nach unten- in mir kroch eine böse Vorahnung hoch, der Blick auf die Luftdruckanzeige der Federung bestätigte

dies- 0 bar !

Gestern hatte ich noch den Druck reguliert da war alles O.K.- Schei…. ! das geht ja gut los.

Zum Glück war nur das Ventil kaputt und nach wenigen Minuten war der Schaden behoben.

Jetzt noch kurz unserer Tochter ein paar Anweisungen zum Gießen des Gartens- Verabschiedung unserer beiden Katzen, die schon argwöhnisch ums Womo schlichen und schon fuhren wir, eine dicke schwarze Wolke hinter uns lassend durch unseren schönen Kurort davon.

 

Nach wenigen Minuten verlassen wir das Zittauer Gebirge auf der Südseite und damit auch Deutschland.

Durchs böhmische Bergland geht es Richtung Süden, nach 40 Minuten erreichen wir bei Mlada Boleslav (Skoda-Stammwerk) die Autobahn Liberec-Prag und schalten den Tempomaten bei 100 Km/h ein.

Die Autobahn ist fast leer und nach einer Stunde ist der Ring um Prag erreicht-jetzt geht es nur noch im Schritt-Tempo und wir brauchen fast eine Stunde um die Stadt zu umrunden.

Jetzt weiter zur Autobahn Richtung Brno, noch ca. 150 Km- inzwischen ist es finster geworden, nächste Ausfahrt runter, ersten Feldweg rechts rein, am Waldrand finden wir ein ruhiges Plätzchen für die Nacht.

 

Am nächsten Morgen 7.00 Uhr schnell gefrühstückt, dann weiter über Brno-Bratislava-Richtung Budapest.

Das neue ungarische Mautsystem begreife ich nicht ! Geld werde ich zwar sofort los, muss mein Kennzeichen nennen, bekomme aber weder eine Vignette, noch sonst irgendeinen Beleg für die bezahlte Maut.

Später lasse ich mir erklären: das Kennzeichen wird in den Rechner eingegeben und ein elektronisches Erfassungssystem filtert die aus, die nicht bezahlt haben.

Wir durchqueren an diesem Tag ganz Ungarn und suchen uns am späten Nachmittag einen ruhigen Standplatz am Feldrand in der Nähe von Szeged. Ich will auf keinen Fall in Serbien oder Mazedonien übernachten, zu viele haben mir davon abgeraten.

 

Früh stehen wir sehr zeitig auf, wollen wir doch unbedingt an einem Tag Serbien und Mazedonien durchfahren. Immerhin reichlich 800 km und wir wissen noch nicht worauf wir uns einlassen.

Zur Fahrt durch Serbien gab es nur wenige Tips, da dies erst seit kurzem überhaupt wieder möglich ist.

Am Grenzübergang sind nur wenige Fahrzeuge, so dass wir gleich dran sind, jetzt fühle ich mich jedoch 20 Jahre zurück versetzt und das Auftreten der Beamten erinnert sehr an alte DDR-Zeiten. Es wird jeder Schrank geöffnet und zwischen unseren Klamotten rumgewühlt, dazu viele Fragen wo wir hin wollen, wie lange und warum.

Nach 15 Minuten ist der Spuk vorbei und wir rollen auf dem ehemaligen jugoslawischen „Autoput“ Richtung Belgrad.

Die Straße ist erstaunlich gut ausgebaut, der Belag ohne Beanstandungen .

Die Rastplätze sind modern und sauberer als in D.

Die Maut von ca. 70.-€ allerdings auch heftig. Wir sehen recht viele Fahrzeuge mit deutschem Kennzeichen, bemerken aber nach einiger Zeit, dass unseres das einzige ist, bei dem die Frau auf dem Beifahrersitz kein Kopftuch trägt.

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Bald erreichen wir Belgrad und wir erkennen das Gebäude des staatlichen Rundfunks, welches wir noch aus Kriegsberichterstattung nach der

​Bombardierung Belgrads durch Natokräfte in Erinnerung haben.

​Die Fahrt zieht sich ewig dahin und es ist Nachmittag geworden als wir die Grenze zu Mazedonien erreichen.

Ein kurzer Blick in unsere Pässe, ein Lächeln des Beamten als er unsere Vornamen laut vorliest und wir dürfen die Grenze an der Schlange unserer türkischen Mitbürger vorbei ohne Kontrolle passieren.

Nach einem kurzen Stück Landstraße erreichen wir Skopje, dort irrt erstmals mein Navi und wir gelangen in die Slums der Stadt.

Was wir dort gesehen haben werde ich lange nicht vergessen und bin geschockt, dass es so viel Elend in Europa überhaupt gibt.

Das Navi erkennt dann den Irrtum und leitet uns sicher Richtung Autobahn.

Diese führt hoch ins Gebirge ist sehr kurvenreich, dafür aber landschaftlich reizvoll.

Aber die Fahrt zieht sich dahin, ich kann nicht mehr und übergebe meiner Frau das Steuer.

Längst ist es stockfinster als wir endlich die griechische Grenze erreichen.

Hinter der Brücke über den Grenzfluss biegen wir in einen Feldweg ein und verbringen unsere erste Nacht in Griechenland.

Am nächsten Morgen bemerken wir erst, dass wir einen wunderschönen Platz gefunden haben.

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​Nach 3 kurzen Nächten schlafen wir erst mal richtig aus, als ich gegen 9.00 Uhr die Tür öffne sitzt wenige Meter von uns ein Angler am Fluss und grüßt uns freundlich. Er erklärt mir dass er einige Jahre in D gearbeitet hat und beklagt sich über die Verschmutzung des Grenzflusses aus Mazedonien.

Wir freuen uns über den freundlichen Menschenschlag und erklären ihm wo wir noch überall hin wollen.

Nach dem Frühstück starten wir Richtung Thessaloniki.

Die Fahrt vergeht schnell, die gut ausgebaute Autobahn ist fast leer.

Thessaloniki ist ein Moloch mit knapp 1Mio. Einwohnern. ( 50 % der Einwohner Griechenlands wohnen in Athen und Thessaloniki).

Wir lassen uns ins Zentrum navigieren- unser TomTom macht das prima, geparkt wird in einer Nebenstraße und begeben uns auf Besichtigungstour.

Die Stadt ist nicht allzu sehenswert und nach einigen Stunden sehnen wir uns wieder nach Natur und natürlich einem ersten Bad in der warmen Ägäis.

​Wir wählen die Küstenstraße an Stelle der Autobahn Richtung Katerini und finden bald einen Idyllischen Stellplatz direkt in der Düne. Das Wasser ist glasklar und herrlich warm, nach ausgiebigem Bad machen wir es und gemütlich und bauen den Grill auf.

Wir sind ganz alleine und verbringen eine ruhige Nacht. Am Morgen besuchen uns Schildkröten beim Frühstück .

Im Hintergrund erkennen wir das Gebirge mit dem fast 3000m hohen Olymp.

Dort wollen wir hin!

​Die Straße zum Wanderparkplatz ist sehr steil und kurvenreich. In einigen Serpentinen muss ich in den ersten Gang zurückschalten. Nach wenigen Minuten ist das Kühlwasser auf 100 Grad und wir sind froh den Parkplatz zu erreichen.

Auf den Olymp führt kein fahrbarer Weg und es ist eine 2-Tagestour zum Gipfel. Zwischenübernachtung in der

 Hütte ist notwendig und wir beschließen nur bis zur Hütte zu wandern.

​ Der Weg ist steil und steinig, es gibt keine fahrbare Verbindung zur Hütte und auch keinen Lift. Die Hütte wird komplett mit Maultieren versorgt, unterwegs treffen wir auf diese Karawane. 4-5 Stunden geht’s steil bergauf und wir spüren unsere Grenzen. Die Hütte erreichen wir am Nachmittag, eine kurze Stärkung und dann wieder zurück,

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​bis zum Einbruch der Dunkelheit wollen wir einen Stellplatz finden.

Ein großer herrenloser Hund begleitet uns auf dem ganzen Weg und legt sich dann neben unser Womo.

Wir werden in den nächsten Tagen noch viele seiner Artgenossen treffen, leider können wir keinen mitnehmen!

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Wir fahren noch am Abend zurück ans Meer um zu baden und zu übernachten.

Morgen soll es weiter gehen zu den Meteora-Klöstern.

Die Fahrt dort hin verläuft durchs Landesinnere und wir bemerken erstmals wie dünn Griechenland besiedelt ist. Die Landschaft ist karg und die Hitze enorm (immerhin haben wir erst Juni und auf dem Weg zum Olymp sind wir noch gestern über Schneefelder gelaufen.

Gegen Mittag erreichen wir Kalambaka es sind 38 Grad im Schatten und wir sehnen uns jetzt schon zurück ans Meer.

Die Felsen mit den Klöstern wachsen hinter der Stadt direkt aus dem Flachland steil in die Höhe, es ist schon sehr beeindruckend.

Auf Grund der Hitze beschließen wir nach oben zu fahren. Den Nachmittag verbringen wir mit der Besichtigung der Klöster.

Auf der Fahrt nach oben haben wir bei einer Gaststätte ein großes Schild gesehen „Wohnmobile willkommen“ Der Stellplatz ist mit Strom und Wasser gratis  der Wirt begrüßt uns persönlich und möchte speziell für uns grillen.

Wir nehmen gerne an und bekommen prima Lammkottelets nach Art des Hauses.

Nach mehreren Gläsern Wein und einigen Ouzo legen wir uns zur Ruhe.

Hier erlebe ich die erste schlaflose Nacht auf Grund der Hitze, im Alkoven geht es gar nicht, unten schlafe ich dann doch irgendwann ein. Auch der Kühlschrank hat trotz Zusatzlüfter seine Grenze erreicht und die Butter läuft uns entgegen.

Schnell packen wir zusammen und fahren weiter Richtung Delfi.

 

Der Weg führt uns über das Pindosgebirge. Atemberaubend schön und doch ganz anders als wir es von den Alpen oder der Tatra gewöhnt sind.

Wir beschließen zu bleiben, einen ruhigen Tag einzulegen morgen zu wandern.

Ein großer Skiparkplatz bietet uns eine hervorragende Möglichkeit zum entspannen und übernachten.

 

Die Bergwanderung beginnt am nächsten Morgen bei angenehmer Kühle.

Wir sind vollkommen allein und treffen lediglich einen alten Schäfer mit seiner Ziegenherde.

Er spricht weder ein Wort deutsch noch englisch, trotzdem erklärt er uns mit Händen und Füßen die Schönheit seiner Heimat und seiner Herde.

Meine Frau vermutet dass er weder lesen noch schreiben kann und das ganze Leben mit der Herde verbracht hat.

Kurz darauf holt er sein Handy aus der Tasche und schreibt eine SMS - so kann man sich täuschen !! die moderne Welt hat also auch hier oben Einzug gehalten.

 

 

 

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Teil 2

 

Nach der großen Hitze und einer anstrengenden Wanderung will ich erst wieder ans Meer, ehe es weiter nach Delfi geht.

Die Fahrt zurück an die Küste verläuft ohne Zwischenfälle, wir haben die GPS Koordinaten eines Stellplatzes eingegeben ( wir kaufen stets das Büchlein aus der WoMo-Reihe) und finden diesen auch sofort. Er ist idyllisch nur muss ich zuerst 10 Minuten Müll wegräumen, der liegt überall rum, aber das ist in ganz Griechenland so.

Wir baden ausgiebig und sind den ganzen Abend und die Nacht allein.

Gegen 23.30 Uhr legt ein Fischerboot an. Die Fischer grüßen freundlich und schenken uns frische Kalamaris aus Ihrem Fang.

Die Tinte daraus bekleckert natürlich meine hellen Hosen, was aber nur meine Frau stört, alle Auswaschversuche bleiben erfolglos.

275/277

 

Den nächsten Tag setzen wir unsere Fahrt nach Delfi fort, schließlich wollen wir in Griechenland auch Kultur erleben.

Vorher muss ich noch tanken, das Tankstellennetz ist erheblich dünner als in D und man sollte sich auf keine Experimente einlassen, auf der Fahrt über das Pindosgebirge haben wir auf knapp 200Km nur eine Tankstelle entdeckt. Diese akzeptierte dann keine Karten und Bargeld hatten wir kaum noch dabei.

Also zur nächsten Tanke, ich drehe den Zündschlüssel auf aus, der Motor läuft weiter, ich ziehe den Schlüssel ab, der Motor läuft weiter, alle weiteren Versuche bleiben erfolglos. Hilft nur 5. Gang rein und abwürgen.

Nach Überprüfung der Kabel , vermute ich den Defekt des Stop- Schalters an der Einspritzpumpe.

Hat uns also der Pannenteufel doch noch erwischt !

Da wir erst die halbe Tour hinter uns haben befürchte ich einen Kupplungsschaden, wenn ich den Motor nur noch mit Abwürgen zum Stillstand bringen kann.

Also Ausschau nach einer Werkstatt halten. Am Nächsten Tag entdecken wir am Straßenrand das Fiat-Emblem. Ich bereite mich schon innerlich auf eine Übernachtung auf dem Werkstatthof vor, denn wer hat heute schon ein Teil für ein 17 Jahre altes Fahrzeug am Lager ? Falls meine Diagnose überhaupt stimmt und nicht ein größerer Defekt vorliegt !

In der Werkstatt spricht man weder ein Wort deutsch noch englisch. Also nehme ich die Hilfe des ADAC in Anspruch und 5 Minuten später steht der Meister mit einem neuen Stop-Schalter in der Hand neben mir ! Damit hatte ich zu allerletzt gerechnet.

Eine halbe Stunde später und 70.-€ ärmer setzten wir gut gelaunt die Fahrt Richtung Delfi fort.

Delfi ist einer der bekanntesten antiken Ausgrabungsstellen in GR und es gibt keinen Reisebus der dort nicht Station macht.

Entsprechend groß ist der Andrang, in der Anlage selbst verläuft sich das jedoch.

Die Ausgrabungen sind überwältigend, wir halten uns in Nähe einer deutschsprachigen Führung und erhalten somit interessante Infos.

Den gesamten Vormittag halten wir uns dort auf, den Nachmittag haben wir uns für die Stadt zum Einkauf geplant.

Mit Delfi haben wir nun auch den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Eigentlich stand Athen noch mit auf dem Plan, aber wir sind schon über eine Woche unterwegs, 2400 Km liegen hinter uns und wir müssen die Strecke ja wieder zurück und das bis Sonntag !

Also heben wir uns Athen für den nächsten Besuch auf und fahren wieder zur Küste Richtung Norden.

Die Autobahn meiden wir und nehmen die kleineren Küstenstraßen, das Angebot an Standplätzen ist überwältigend, einer schöner als der andere.

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Doch Vorsicht ! wir entdecken einen besonders reizvollen Strandabschnitt, ein Sandweg verläuft parallel zur Küste, von da alle 100m ein Fahrweg durch die Düne.

 

Auf einigen stehen schon Womos mit Meerblick.

Ich nehme einen freien, um schwungvoll auf den Hügel zu fahren. Plötzlich nimmt die Motordrehzahl zu, die Geschwindigkeit jedoch drastisch ab ! Sch….

5 Sekunden später haben wir uns hoffnungslos eingewühlt.

Es geht weder vor noch zurück, mit jedem Versuch sinkt das Fahrzeug tiefer ein.

Sofort erinnere ich mich an einen Rat aus unserem WOMO- Büchlein                                „hoffentlich haben Sie Ihre Sandbleche dabei“

Wir haben keine dabei !

Zusammen mit den freundlichen Holländern aus den zwei anderen Mobilen versuchen wir es mit Schieben, alles vergebens. Unterlegen von Ästen und Steinen hilft auch nicht.

Etwas später kommt ein Einheimischer mit einem schweren Pickup zur Hilfe.

Mein Stahlabschleppseil (vom Baumarkt- bis 5t) reißt aus der Öse. Unser WOMO hat sich nicht einen cm bewegt !

Der freundliche Grieche nimmt eine Art Kuhstrick von der Ladefläche, ich winke lächelnd ab, er ignoriert mich und der Strick hält ! Er zieht uns 10m zurück und wir haben wieder festen Grund unter den Rädern.

Es war mir eine Lehre ! Jeder Weg wird ab jetzt zu Fuß erst überprüft.

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Wir benutzen die Küstenstraße um weiter Richtung Norden zu kommen. Unser nächstes und letztes Ziel in GR sind die „ drei Finger“ der Halbinsel Chalkidiki.

Unser Büchlein hat uns dort tolle Plätze beschrieben also wollen wir noch hin, die zwei Wochen sind aber fast um und wir müssen noch 2-3 Tage für die Heimfahrt einplanen.

Von den“ drei Fingern“ sind nur zwei befahrbar, einer ist durch ein Kloster für die Öffentlichkeit gesperrt.

Als erstes fahren wir nach Kassandra, den ersten der drei Finger, dort finden wir herrliche Badeplätze vor, wo wir uns nur schwer für einen entscheiden können.

Die Rundtour ist traumhaft und wir entscheiden uns dann doch für eine Stelle, wo wir einen Tag und die Nacht verweilen.

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Nun wird es aber doch langsam Zeit an die Rückfahrt zu denken, aber den als traumhaft beschriebenen „Sphinx-Strand“ wollen wir als letzten Standplatz in GR noch besuchen.

Er ist der schönste auf der ganzen Reise und wird uns ewig in Erinnerung bleiben. Hier erleben wir einen romantischen Abend bei Sonnenuntergang und in der Nacht das erste Gewitter nach 2 Wochen wolkenlosem Himmel.

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Nun ist der Tag des Abschieds gekommen und wir bemerken, dass zwei Wochen wieder sehr schnell vergehen können.

Ich plane die Rückfahrt und da wir sehr weit in den Nordosten Griechenlands geraten waren bin ich der Meinung die Strecke über Bulgarien und Rumänien ist günstiger, außerdem haben wir beide Länder noch nicht kennen gelernt.

Meine Frau ist dagegen, ich kann mich durchsetzen, doch diese Entscheidung werde ich einige Stunden später bitter bereuen.

 

Was nun kommt ist das Schlimmste, was ich in meinen 15 Jahren und 150 Tkm Wohnmobilerfahrung je erlebt habe !

 

Die Fahrt bis zur bulgarischen Grenze verläuft problemlos, die Abfertigung ebenfalls .

Nun wird uns Maut abgeknöpft ( Alle Straßen in BG sind mautpflichtig – jedenfalls für Ausländer) die Höhe ist willkürlich, Quittung gibt es keine, eine Vignette schon.

Die Dichte von Polizeistreifen, Maut- und Geschwindigkeitskontrollen, habe ich so noch nirgends erlebt.

Die Straßen sind grottenschlecht, der Verkehr sehr dicht und die Autofahrer absolut rücksichtslos bis vollkommen hirnlos. Ohne die Kontrolldichte wahrscheinlich absolute Anarchie .

Unser Weg Richtung Rumänien führt und durch Sofia. Es gibt keine Autobahn oder Umgehungsstraße, so dass wir durch die gesamte Stadt müssen.

Sofia ist ungepflegt, die Straßen katastrophal und man sieht fast nur sozialistische Betonbauten die seit 20 Jahren nun dem absoluten Verfall preisgegeben sind.

Ich bereue diese Route gewählt zu haben, über Serbien fuhr es sich um Welten besser! Noch ahne ich jedoch nicht, was uns in Rumänien erwarten wird.

Ich hoffe schnell durch Sofia zu kommen, an einer großen Kreuzung müssen wir links abbiegen, die Straßenbahnschienen in der Mitte sind so weit eingesunken, dass ich befürchte umzukippen.

Ich fahre lieber geradeaus was einen großen Umweg bedeutete.

Am Abend sind wir total fertig und suchen uns einen Schlafplatz weit ab von jeder Zivilisation nahe der Rumänischen Grenze.

 

Die Straße endet an der Fähre über die Donau, eine hübsche junge Frau will mir ein Ticket verkaufen und nennt mir die Zahl „ninety-five“ ich erkläre Ihr auf englisch, dass ich keine Lewa habe, sie darauf dass sie Euro meint !

Fast hundert € für eine Flussüberquerung ist mir noch nirgends passiert und ich protestiere heftig.

Sie sagt“ You have a truck“ Ich entgegne „this is a camping car“ Darauf holt sie eine Art Messlatte und erklärt mir „ higher than two meters-fifty ist truck „!!

Der Umweg zur nächsten Brücke wäre enorm also zahle ich zähneknirschend und fahre auf den Kahn.

 

20 Minuten später trifft uns die Ärmlichkeit der rumänischen Dörfer wie ein Schlag.

Pferdefuhrwerke, Schlaglöcher so tief dass man einen Eimer reinstellen könnte und verendete Haustiere müssen im Schritttempo umkurvt werden.

Die Häuser kann man nur als Katen bezeichnen, Kinder schleppen Eimer mit Wasser vom Brunnen in die Häuser, wahrscheinlich existiert keine Wasserleitung.

 

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Schließlich werden wir von einer Gruppe Jugendlicher

mit S-Klasse und 7er BMW der aktuellen Baureihe überholt- am Straßenrand melkt ein Bäuerlein in eine rostige Blechdose seine einzige Kuh.

So krasse soziale Gegensätze habe ich nicht mal im Baltikum erlebt!

In der ersten Stadt angekommen hängen uns beim Ampelstop bettelnde Kinder am Rückspiegel.

Meine Frau gibt etwas Kleingeld, wahrscheinlich zu wenig, denn die Kinder versuchen durch das offene Fenster nach unserem Navi zu angeln.

An den nächsten Ampeln bleiben die Fenster zu!

 

Meine Laune sinkt drastisch und ich habe nur den Wunsch Ungarn zu erreichen.

Der Straßenzustand wird auch immer schlechter und es grenzt an ein Wunder dass wir ohne Reifenpanne oder Federnbruch die Fahrt überstanden haben.

Am Nachmittag bin ich fix und fertig und schlage einen Fahrerwechsel vor.

„in diesem Land fahre ich keinen Meter“ ist die Antwort, die folgenden Stunden redet dann gar keiner mehr!

 

Total erschöpft erreichen wir gegen 23 Uhr die ungarische Grenze.

 

Der Rest unserer Reise verläuft ohne Zwischenfälle, meine Frau redet wieder und am Sonntag Abend sind wir froh als wir von der tschechischen Autobahn am Horizont die vertrauten Berge unseres Zittauer Gebirges erblicken. Die Heimat hat uns wieder !

Alles in allem eine tolle Reise, die uns lebenslang in Erinnerung bleiben wird.

Wer Lust hat es uns nachzumachen- nur Mut. Von einer Fahrt durch Rumänien und Bulgarien muss ich aber abraten!

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